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Montag, 12. März 2012

36 Gerechte

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Kennen Sie die Legende der 36 Gerechten? Die Legende von den 36 Gerechten besagt, dass es auf der Welt stets sechsunddreißig Gerechte gibt, um derentwillen Gott die Welt, trotz ihrer Sündhaftigkeit, nicht untergehen lässt. Die Sechsunddreißig sind namenlos, niemand weiß, ob sie arm oder reich, Wasserträger, Hausmeister, Schuhmacher, Soldaten oder Kaufleute sind – aber ohne ihre selbstlosen Werke wäre die Welt längst zerstört. Sobald einer der 36 Gerechten stirbt, wird ein weiterer Gerechter geboren. Auch die Gerechten selbst wissen nicht, dass sie zu dieser Gruppe dazugehören.

Es gibt mittlerweile neben bekannten Werken und Autor/innen des 20. Jahrhunderts, die auf diese Legende Bezug nehmen ( Max Brod, Rose Ausländer, Hanna Arendt, u.a.) auch einige der trendigen religiösen Thriller, die sich um die 36 Gerechten ranken., so zum Beispiel "Das Buch der Namen" von Jill Gregory oder "Die Gerechten" von Sam Bourne oder ganz neu "Die Auserwählten" von A.J. Kazinski. Aus einer Rezension: "Selten hat ein Ende eines Buches in solcher Weise mehrfach überraschen können. Auch die Einordnung des Buches als 'Thriller' erfasst das Wesen des Buches nicht in völliger Form. Am ehesten lässt sich der Aufbau, die Erzählweise und eben vor allem das Ende noch vergleichen mit 'The sixth sense', auch wenn das Sujet trotz der Bezüge zu 'Nahtoderlebnissen', sich doch stark vom Film unterscheidet. In der Komposition des Buches aber liegt dieser Vergleich durchaus nahe.

Laut der Überlieferung des Talmud existieren zu jeder Zeit seit Beginn der Schöpfung, 36 Gerechte, welche die Menschheit schützen. Jene Auserwählten haben einige Gemeinsamkeiten, wissen aber weder von ihrer Erwählung noch kennen sie einander. Was passiert, wenn diese Gerechte, einer nach dem andere von der Erde verschwinden? Und warum sollte das jemand tun?" In dem Buch sagt ein Rabbi: "Der Gedanke gefällt mir gut. Sehen Sie sich die Welt an. Krieg, Terror, Hunger, Armut und Krankheiten. Nehmen Sie zum Beispiel den Nahost-Konflikt. Eine Gegend auf dieser Welt mit so viel Hass, so viel Frustration, dass hinter jeder Ecke ein neuer Attentäter steht. Checkpoints und Mauern sind zu einem festen Bestandteil des Alltags geworden. Wenn ich hier aus meinem kleinen ... Elfenbeinturm auf so eine Welt schaue, gefällt mir der Gedanke sehr, dass es wenigstens — wenigstens - sechsunddreißig Gerechte auf der Welt gibt. Kleine Säulen in Menschengestalt, die sicherstellen, dass wir uns ein Minimum an Güte und Gerechtigkeit bewahrt haben."

Ich gehe mit. Ich war erschüttert, als ich vor einigen Tagen im Radio eine Berichterstattung über den sog. Super-Tuesday der Vorwahlen zur us-amerikanischen Präsidentschaftswahl hörte. Die Reporterin sagte: "Mit den Kosten des Wahlkampfes können Sie sich einen afrikanischen Staat kaufen!" Ich habe nachgeschaut. Der aktuelle Wahlkampf in den USA kostet vorrausichtlich acht Milliarden Dollar. Eine Milliarde alleine gibt der gegenwärtige Amtsinhaber Obama aus. In Ohio wurden von dem republikanischen Kandidaten Romney eben mal 5 Millionen in den letzten drei Tagen ausgegeben. Helmut Schmidt hat einmal gesagt: "Demokratie ist der Kampf der Argumente". Und dann schaue ich auf die USA und dann mein Blick geht zurück nach Deutschland und ich blicke auf die zu Guttenbergs und die Wullfs und, und, und... und ich finde es tröstlich, dass es irgendwo versteckt und anonym wenigsten 36 Gerechte geben mag. Für die Rettung Sodoms war Gott mit Abraham schon für 50 Gerechte einige geworden und Abraham handelte ihn auf 10 hinunter, nur waren die nirgendwo in Sodom zu finden.

Es grüßt Sie hoffnungsvoll
Ihr
Uwe Martini, Direktor des RPI

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