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Samstag, 20. August 2011

Keine Mittelwerte!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Es gibt etwas, was mich zur Zeit so richtig annervt. Und zwar, wenn die Metereologen oder Wetterfrösche mir erzählen wollen, dass der Sommer eigentlich statistisch "gar nicht so schlecht war", dass es eigentlich im Vergleich zu früheren Jahren gar nicht so wenig Sonnenstunden gegeben hat. So schreibt ein Online Wetterdienst bspw.:"Wenn es weniger Sonne als „im Mittel“ gab – ist das dann ein „unnormaler“ Sommer? Ein Sommer, wie es ihn früher nie gab? Das Wort „Mittelwert“ sagt es eigentlich schon: Es ist die Mitte der Werte, es muss also sonnigere und weniger sonnige Sommer gegeben haben!"

Das ist reine Schönrederei, denn das Problem dabei ist: Der Sommer warm einfach Mist. Es gab definitiv kaum Sommertage. Auf dem neuen Freisitz haben wir ein Mal (1x) gegrillt, unser Sohn war zweimal (2x) im Pool. Von der ganzen Blütenpracht, die meine Frau mit großer Mühe gepflanzt, gepflegt, gegossen, gezupft, gedüngt usw hat, hatten wir kaum was. Aber, so sagt man uns: Vom Mittelwert der vergangenen Sommer her gesehen, war das alles ganz ok und liegt im akzeptablen Rahmen.

Mir fällt der uruguayanische Schriftsteller und Journalist Eduardo Galeano ein. Der hat es nicht mit dem Sommer, sondern mit der Ungerechtigkeit. Und auch ihn nerven da die Mittelwerte. Er schreibt: "Wenn eine Person 1000 Dollar verdient und eine andere gar nichts, dann erscheint vom Standpunkt der Statistik aus jede dieser beiden Personen mit einem Einkommen von 500 Dollar in der Berechnung des Pro Kopf Einkommens."

Unser Leben funktioniert nicht entlang des Mittelwertes. Im Leben gibt es Freude und Trauer, Lachen und Weinen, Feiern, Fröhlichkeit und Verzweiflung und Trauer. Und das ist gut so! Mittelwerte fühlen wir nicht. Mittelwerte helfen nicht. Mittelwerte sind tödlich für jede Leidenschaft.
Und Leidenschaften treiben unser Leben voran. Wenn Jesus sagt, dass die Rede Menschen "ja,ja" oder "nein,nein" sein möge; wenn er uns das Salz der Erde nennt; wenn er vom kommende Gottesreich redet, so sind dies leidenschaftliche Visionen, die ein Leben füllen können und die nicht in Mittelwerten verrechenbar sind. Und das macht unser Leben reich und lebenswert.

Wir brauchen solche leidenschaftlichen Visionen auch in unserer Arbeit - in der Schule und in der Kirche.

Nein, ich möchte nichts hören von Mittelwerten. Der Sommer war Mist und fertig. Das ist der Preis für ein Leben ohne Mittelwerte. Freuen wir uns auf einen schönen Herbst.

Uwe Martini, Direktor des RPI

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