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Montag, 2. August 2010

Die Hundeschnauze

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Abends beim Fernsehen. Plötzlich zwängt sich eine Hundeschnauze unter die Hand. Das ist unsere Berner Sennenhündin Selma. Sie möchte nun gestreichelt werden. Das hatten uns schon die Züchter gesagt: "Wenn ein Berner Streicheleinheiten haben will, holt er sie sich auch." In der Tat, Selma läßt sich nicht abschütteln. Sie ist beharrlich und ja, ok aufdringlich. Sie läßt nicht locker. Unsere zweite Bernerin, Kalin, ebenso. Ein Berner will gestreichelt werden. er gibt nicht auf bis er sein Ziel erreicht hat.  Das ist ja eigentlich auch völlig in Ordnung, ja mehr, es ist ja eigentlich schön.

Gut, manchmal ist einem nicht nach Hundestreicheln. Bei einem wichtigen Telefonat, beim Arbeiten am PC, im Gespräch mit Freunden oder beim Essen am Tisch. Es gibt in der Tat Situationen, in denen ich keine Lust habe, Selma oder Kalin zu verwöhnen. Aber wie gesagt: Wenn ein Berner Sennenhund gestreichelt werden will, dann erreicht er dieses Ziel in der Regel. Selma genießt es dann, Aufmerksamkeit zu haben, Zuneigung zu empfinden, Kalin wirft sich auf den Rücken, streckt alle viere in die Luft, die Schwänze schlagen vor Glück den Takt dazu.

Mir fällt ein Konfirmand ein - auf der letzten Konfifreizeit. Wie unbeabsichtigt war er immer ein paar Momente vor den anderen an der Tür zum Gruppenraum, beim Essen, zur Andacht. Immer nur für ein paar beiläufige Sätze und nichts Besonderes.Aber es kam mir seltsam vor. Es war kein Zufall. Jetzt, im Nachhinein denke ich, er suchte Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Ich glaube, dass Kinder und Jugendliche in unserem Unterricht und unserer pädagogischen Arbeit uns sehr oft, solche Signale senden. Mir fallen einige ein. Und Ihnen?  Achten Sie doch einmal auf diese Signale von Kindern und Jugendlichen, die auf der Suche sind nach Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Zuwendung. Als Christen haben wir doch eigentlich mehr als genug davon.

Als Religionspädagogen, die von einem Gott herkommen, der sich uns zuwendet und uns wertschätzt, sollten wir eine Haltung der Wertschätzung und Zuwendung gegenüber den Kindern und Jugendlichen einüben. Denn sie kommt nicht von selbst.

Bei Selma und Kalin ist es einfach. Da kommt ein Schnauze, da drückt sich ein Fellbündel an das Bein und die Botschaft ist klar. Selma und Kalin organisieren sich ihre Streicheleinheiten. Sie kommen nicht zu kurz. Die Kinder sind da anders.

Ich bin davon überzeugt, dass nur ein Untericht, der auf einer Kultur der Zuwendung und der Wertschätzung basiert, ein guter Unterricht sein kann. Und unsere Kinder und Jugendlichen brauchen von uns diese Zuwendung und Wertschätzung dringend.

Es grüßt Sie

Ihr Uwe Martini , Direktor RPZ Schönberg

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