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Montag, 2. August 2010

Pedro und die Nachhaltigkeit des Urlaubs

„Wunderbar“, antworte ich auf die Frage nach unserem Urlaub und schwärme. Aber zuletzt seufze ich: „Leider ist Urlaub nicht nachhaltig.“ Denn danach musste ich waschen, Stapel von Post erledigen, aufräumen... und die Pflanzen draußen brauchten Pflege.

 

Dabei fiel mein Blick auf Pedro, den Mexikaner aus Ton. Das Gesicht von einem Sombrero versteckt, die Arme um die Knie geschlungen, hält er gemütlich Siesta auf unserer Terrasse. Er spricht mit mir, allein durch seine Haltung. Diesmal schimpfte er. „Warum motzt du herum? Du hattest einen tollen Urlaub! Keiner verlangt, dass du jetzt wieder rotierst. Entspann dich!“ Als die Pflanzen versorgt und die Terrasse geputzt war, habe ich also Pedro gegenüber die Beine hoch gelegt. Obwohl im Wohnzimmer noch Unordnung herrschte. Es war ein bisschen wie nachhaltiger Urlaub. 

 

„Geht allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig!“ empfahl Jesus seinen Jüngern nach einem anstrengenden Tag. Denn er wusste, was wir brauchen, und er wollte, dass wir es bekommen. Wir alle klagen ständig über wachsende Belastung und schrumpfende Freizeit - wirbeln aber mit. Eine große Wochenzeitung hat der Muße neulich einen Leitartikel gewidmet. Denn das Thema scheint immer drängender an Aktualität zu gewinnen in diesen aufreibenden Zeiten. „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ zitierte man lange mit erhobenem Finger. Vielleicht sollte man das Sprichwort umformulieren. Etwa so: „Müßiggang ist aller Arbeit Anfang.“ Wenn nämlich der Akku leer ist, geht gar nichts. 

 

Warum nicht dieses Mal tatsächlich eine Portion Urlaub oder leichtes Sommergefühl in den Alltag retten? Pedro bekommt jetzt jedenfalls einen Ehrenplatz. Sicher haben Sie zuhause auch irgendetwas, das Sie erinnern kann: Was hat dir gut getan? Was hindert dich daran, das weiter zu tun? Auf einen Ehrenplatz damit!

(Reflexionen meiner Frau Jutta Martini für eine Gießener Tageszeitung im August 2010)

 

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