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Montag, 2. August 2010

Unheimliche Grüße

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie einen Brief in der Post finden, abgeschickt von einem Freund, der vor bereits verstorben ist. Grüße aus dem Jenseits? Diese Frage wird uns wahrscheinlich in Zukunft beschätigen. Warum? Sie kennen sicherlich mindestens eines der großen Social Networks unserer Zeit: Wer kennt Wen? oder Facebook, oder, oder... Sind Sie selbst in einem oder mehrerer dieser Networks Mitglied und haben dort ein Profil hinterlegt? Sie sind junge und neue Phänomene der Netzgesellschaft, aber es wird ein Zeitpunkt kommen, in dem auch diese Netzuser schlicht und  einfach sterben. Was geschieht im Todesfall mit meinen gespeicherten Daten und Kommunikationen? 

Ich stieß auf folgende Meldung: " Facebook-Status: 'Ich bin tot'. Schwedische Seite verschickt Nachrichten aus dem Jenseits.  Oft bleiben sie online - obwohl ihre Besitzer gestorben sind: Die Profile von Toten in sozialen Netzwerken. Für Angehörige eine zusätzliche Belastung. Doch eine schwedische Seite verspricht Hilfe. Sie verschickt letzte Nachrichten der Toten aus dem Jenseits."

Waren die "virtuellen Begräbnisstätten" bislang eher absurde bis zumindest extreme Formen der Gedächtnisarbeit einiger weniger exzentrischer Menschen, so bleiben in Zukunft wohl als Regelfall und als Abfallprodukt eine Vielzahl von virtuellen Gedenkorten in Form von digitalen Fragmenten  nach dem Tod eines Menschen erhalten. Möchte ich das eigentlich? Wer löscht meine Datenspuren und meine Fotos, meine Personenprofile und Kennworte aus dem Internet, wenn ich einmal sterben sollte? Verändert sich unsere Trauerkultur dadurch, dass praktisch jeder über das Netz zu einer öffentlichen Figur wird und daher ebenso wie Marylin und Elvis stets abrufbar bleibt - in alle Ewigkeit einfach durch eine Google-Bildersuche?

Für mich war die Vorstellung des Todes als Grenze, die ich überschreite hinein in eine neue andere Welt immer ein tröstlicher Gedanke. Und dazu gehörte immer auch hdie Idee, dass hier auf dieser Erde nichtszurückbleibt außer Staub aus dem ich ward und zu dem ich wieder werde.

Vielleicht kann man über so eine Frage ja auch einmal mit Schülern oder mit Konfis reden.

 

Ihr Uwe Martini , Direktor RPZ Schönberg 

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