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Dienstag, 13. September 2011

Die Zeichen der Zeit

Unser Sohn ist jetzt ein halbes Jahr in der Schule. Er lernt lesen. Aber das beschreibt es eigentlich nur unzulänglich. Wie wunderbar ist es, beobachten und begleiten zu können, wie in Kind beginnt Buchstaben zu stammeln, dann ungelenk und ohne zunächst zu verstehen Wörter aus scheinbar unzusammenhängenden Buchstaben artikuliert und dann plötzlich entdeckt, dass ein Sinn in diesen Zeichen steckt und das, was da geschrieben steht, etwas bedeutet. Wörter bilden Sinn ab. Als Jasser im Kindergarten war, hat er auch schon gerne "geschrieben". Er füllte manchmal Seite um Seite mit exotisch aussehenden hieroglyphenähnlichen Zeichen. "Schau mal Papa, ich kann schreien!" Ebenso konnte er lesen. Er nahm ein Buch und las alles Mögliche aus seiner Phantasie vor. "Sieh mal, ich kann lesen!" Jetzt ist er wirklich dabei, den Sinn der hinter den Zeichen liegt, zu verstehen. Er entdeckt eine neue Welt.

Das ist jetzt nicht für den kleinen Weltentdecker, sondern auch für die Eltern eine
wunderbare Zeit. Manchmal fürchte ich, dass uns diese wunderbaren Zeiten verloren gehen, weil sich die berechtigten oder unberechtigten Sorgen des Alltages, der Ärger und Frust oder auch die Routine darüberlegen und wir das jeweils Wunderbare unser gegenwärtigen Zeit nicht mehr entdecken können. Ich vermute fast, dass jede Zeit ihr eigenes Wunderbare hat und wir uns dafür nur nicht verschließen dürfen. Schauen Sie doch mal in Ihrer gegenwärtigen Zeit. Und finden Sie das Wunderbare. Unsere Zeit steht in Gottes Hand. Sie steht. Der Augenblick - jetzt - steht in Gottes Hand.

Dort findet all unsere Zeit ihren halt. So ist Zeit wirklich immer auch eine qualifizierte Zeit. Wie kostbar und wie wertvoll. In der Kostbarkeit unserer Augenblicke entdecken wir eine neue Welt - und den Sinn, der hinter so vielen Zeichen liegt.

Liebe Grüße
Ihr
Uwe Martini

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