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Dienstag, 13. September 2011

Es macht einen Unterschied

Was war das für ein seltsamer Gottesdienst! Vielleicht lag es an der Tatsache, dass seit langem gerade an diesem Sonntagmorgen sich wieder einmal die Sonne zeigte, dass kaum Teilnehmer aus der Kerngemeinde sich versammelten. So waren wir fast unter uns mit den Konfirmanden und einer Tauffamilie. Diese fühlte sich deutlich fremd. Die Liturgie war ihnen fremd. Lieder wurden nicht mitgesungen, noch nicht einmal das Gesangbuch schlugen sie auf, um die Lieder mitzuverfolgen. Kein Glaubensbekenntnis und kein Vater Unser wurde mitgesprochen. Kennen und können sie es nicht mehr? Wollen sie nicht? Ist es einfach ungewohnt. Die Mutter war mit dem Täufling beschäftigt, der die ganze Zeit krähte und mit seinem Spielzeug auf die Kirchenbank schlug. Der Pate kaute Kaugummi und sah desinteressiert aus. Eine Verwandte sprach die ganze Zeit mit ihrer Nachbarin und amüsierte sich sehr über etwas, das ich nicht ausmachen konnte. Der Opa war damit beschäftigt pausenlos dem Täuflingbaby ein "duzi duzi" zuzurufen. Die Pfarrerin war freundlich und zugewandt - aber auch irritiert.

Warum ist diese Gesellschaft zur Taufe in einen Gottesdienst gekommen, wo sie doch in demselben deutlich demonstrieren, dass sie an diesem Geschehen nicht Anteil nehmen und auch nicht Anteil nehmen wollen. Soll so wirklich unser Kirche sein?´Dann sprach die Pfarrerin im Gebet den Satz: "... und deshalb vertrauen wir heute den kleinen Pascal Gott an ..." In meinem Kopf machte es plötzlich "Klick" und ich wußte mit einem Mal, dass das Leben dieses kleinen Kindes anders verlaufen würde, hätten seine Eltern ihn nicht in diesen Gottesdienst gebracht, so seltsam dieser Taufgottesdiendt auch war und so schräg die Atmosphäre sich gestaltete. Es macht einen Unterschied! Und dieser Unterschied wirkt und wirkt sich aus ...

Dann dachte ich an die vielen Stunden Religionsunterricht mit müden und
desinteressierten Schülern - sowohl an die Stunden, die ich selbst erteilte, als auch die, die ich als Studienleiter gesehen und von denen mir in Fortbildung, Beratung oder beim Bier erzählt wurde. Es gab ja auch viele gute Stunden, aber gerade diese schrägen und offensichtlich mißglückten Zeiten belasten einen ja weiterhin. Und so denke ich an diesen kleinen Täufling und denke, dass auch wenn manche Stunde RU mir quälend vorkam, das Desinteresse greifbar schien, und ich am liebsten die Sache hingeschmissen hätte: Ich habe den Kindern vom Evangelium erzählt, ich habe ihnen versucht den menschenfreundlichen Gott nahezubringen, wir haben gebetet, wir haben gesungen, wir haben in der Bibel gelesen und es macht einen Unterschied.

Es macht einen Unterschied, weil in all diesen Beziehungen immer ein kleiner Platz auch reserviert war für Gott und er somit handeln kann über unser Handeln hinweg. Das macht den Unterschied.

Ich wünsche Ihnen eine erholsame Sommerzeit!
Liebe Grüße
Ihr
Uwe Martini

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