Liebe Kolleginnen und Kollegen,
In der Christnacht feierten wir Gottesdienst in unserer alten Kirche auf dem Kirchberg. Im Mittelpunkt der Christmette stand der Stern von Bethlehem.
Faszinierend, wie uns diese alte Geschichte wieder anrührt: Ein paar Männer folgen in der Dunkelheit in der syrischen Wüste einem Stern, von der sie der Meinung sind, dass er sie zu einem König führen wird, der ein Retter sein soll und das Heil der Welt. Für uns ist diese Geschichte eine Legende. Und als Lehrerinnen und Lehrer fürchten wir die Fragen der Kinder: "War das wirklich so?"
Der Virus der Faktizität, dass wir nur vermeintlich Überprüfbares als Wirklichkeit und Wahrheit zulassen, verstellt uns manchmal den Blick für andere Wirklichkeiten und Wahrheiten. Und wir lehren diese Haltung sogar und geben sie weiter. Dennoch gehört diese alte Geschichte der drei Sterndeuter zu den immer wieder beschworenen Urbildern des wandernden und suchenden Menschen. Wo versteckt sich diese Kraft in dieser Geschichte?
Vielleicht ist es das Vertrauen, einen Stern als Wegweiser zu nehmen. Ein natürliches Phänomen soll Orientierung geben für ein übernatürliches Geschehen. Wie kann ein Naturereignis eine Botschaft haben für die Geschichte der Menschen? Wie erstaunlich, dass die drei Männer damals fest vertrauten: "Was der Stern zeigt, wird sich auf der Erde als wahr erweisen". Es berührt uns, dass diese Männer ein so tiefes Vertrauen hatten und dann auch noch die Gnade erfuhren, ihr Ziel tatsächlich zu erreichen.
Wie oft fehlt uns Vertrauen in unseren Weg, in unsere Ziele - oder gar in einen Gott, der uns Zeichen und Orientierungen schickt. Der Stern von Bethlehem hat in mir in dieser Christnacht die Sehnsucht geweckt, zu achten auf Zeichen und zu suchen nach Zeichen, die Gott uns geben mag. Und im Nachsinnen über diesen Stern und den Weg, den die Sterndeuter zurücklegten, hat mir Mut gemacht, Wirklichkeiten offenzuhalten- für mich selbst und in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Ich wünsche Ihnen, dass Gott Ihnen in diesem neuen Jahr einen Stern schickt, der Ihnen Wege zeigt, die Sie gehen können. Ich wünsche uns allen das Vertrauen darauf, dass Gott uns leitet - dann können wir selbst neue Wirklichkeiten finden und davon erzählen.
Ihr Uwe Martini
(aus Newsletter Januar 2001 )
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