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Montag, 26. Juli 2010

Vorbereitungen auf die Weihnachtszeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Heute haben sie in den Giessener Kaufhäusern begonnen, die Weihnachtsdekoration aufzustellen. Es weihnachtet sehr, lange vor Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag. Der Konsum triumphiert über das Kirchenjahr. Wir ReligionspädagogInnen beginnen auch über Weihnachten nachzudenken - aus anderem, einem gutem Grund. Denn oft sind wir schon überrascht worden im Alltag: Was schon wieder Weihnachtszeit? Was soll ich dieses Jahr im Unterricht bloß machen?

Es tut gut, dem Grund der Weihnacht einmal nachzuspüren, als hätten wir dieses Fest noch nie gefeiert. Was macht das Geschehen der Weihnacht aus? Es ist die Menschwerdung Gottes. Sie begründet letztlich das Heilsgeschehen der Weihnacht und macht gleichzeitig ihr großes Geheimnis und ihre Faszination aus. Unser Gott ist zu einem von uns geworden. "Und er wohnte unter ihnen".

Das ist Weihnacht, der Rest ist Legende. Die Geburtslegenden sind Bekenntnisse. Es stört nicht, dass das Geburtsdatum selbst unklar bleibt, dass es wahrscheinlich gar nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geschehen ist. Die Jungfrauengeburt, als Abbild der zeitgenössischen Gott-Helden- Geburten, begründet nicht unseren Weihnachtsglauben. Dass Herodes wahrscheinlich im Jahre 4 vor Christus starb und die Volkszählung zwar stattgefunden hat aber womöglich Jahre später, all dies ist unwesentlich, weil all dies späte Bekenntnisse eines einzigen und unerhörten Geschehens sind: Gott wurde ein Mensch.

Wenn er nicht Mensch geworden wäre, hätte er unser menschliches Leben nicht geteilt, erlebt, erlitten, ausgefüllt, erspürt, dann hätte er dieses Leben der Menschen nicht erlösen können aus den Zwängen, aus den Brüchigkeiten, aus den Uneindeutigkeiten und aus dem Tode.

Nichts anderes erzählen uns die Legenden der Geburt. Und deshalb ist es gut, dass es sie gibt. Für mich am prägnantesten ausgedrückt hat dies Drewermann, wenn er schreibt:

- Mitten in der Nacht in der Finsternis kommt der Herr zur Welt. Anders könnte er niemals verstehen wie sehr uns Menschen Nacht und Dunkelheit verfolgen kann. Wo wir nichts Menschliches mehr fühlen, wird er da sein , da wird er sagen, daß mitten in der Nacht, im Unbegreifbaren Gott menschliche Gestalt gewinnt und an der Armseligkeit es nichts zu verachten gibt.

- Kalt war es in jener Nacht und so mußte es sein, sonst hätte der Erlöser kein Verständnis für die Herzenskälte in uns und könnte nicht gegen den Verlust der menschlichen Wärme kämpfen. “Er hat unter uns gewohnt”. Vielleicht ist dies das wichtigste Weihnachtswort. (Joh 1) “Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen” ( Philliper 2,7) Können wir dies in unserem Unterricht vermitteln?

Können wir über die Legenden hinausblicken und den Kindern und Jugendlichen, die uns anvertraut sind, etwas weitergeben von der unbegreiflichen Tatsache, dass Gott einer von uns wurde, weil er es nicht ertragen konnte, getrennt zu sein von uns Menschen. Wenn Sie selbst dieser Unbegreiflichkeit nachspüren, werden Sie selbst erfahren können, was göttliche Liebe heißt und dann können Sie davon erzählen. Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.

Ihr Uwe Martini
(aus Newsletter November 2000)

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